Im Feuer geläutert – Ausstellung von Josua Boesch im Kloster Kirchberg

bis 04.05.2025

pm  Zeitlebens war Josua Boesch (1922-2012) ein suchender und fragender Mensch. Der Schweizer arbeitete zuerst als Goldschmied, später als reformierter Pfarrer. Nach seinem 50. Geburtstag fühlte er sich zu einem kontemplativen Leben berufen, verließ Pfarramt und Familie und lebte 18 Jahre als Eremit in der Toskana. In der Einsamkeit seiner Klosterzelle schuf er Ikonen, von denen eine Auswahl vom 6. bis 04. Mai im Berneuchener Haus Kloster Kirchberg in Sulz am Neckar zu sehen sind.

Den Berneuchener Dienst, eine der drei Gemeinschaften, die Kloster Kirchberg geistlich prägen, verbindet eine lange Geschichte mit den Ikonen von Josua Boesch. Die langjährige Leiterin der Gemeinschaft Suse Rieber (1937-2024) hat in einem Prozess intensiver Meditation Boeschs Ikone „Berufen“ als Grundlage für jenes Zeichen gefunden, das alle Mitglieder der Gemeinschaft tragen. Josua Boeschs Ikonen waren immer wieder Grundlage für geistliche Impulse, die vielen Mitgliedern des Berneuchener Dienstes – aber auch weit darüber hinaus – wichtige spirituelle Impulse gegeben haben.

Sabine Bayreuther, seit 2023 Geistliche Leiterin des Berneuchener Dienstes, über die Ausstellung: „Viele von uns begleiten die Bilder der Ikonen schon seit langer Zeit. Die Ikonen jetzt bei der Ausstellung im Kloster Kirchberg im Original sehen und meditieren zu können, ist ein Moment, auf den ich mich schon sehr freue. Das wird sicher sehr berührend.“

Suse Rieber war es ein Herzens-Anliegen, dass Josua Boeschs Ikonen auf dem Kirchberg gezeigt werden. Bereits 2018 knüpfte sie hierfür erste Kontakte zum Förderverein „Josua Boesch“, der sich um das Erbe des Künstlers und Mystikers kümmert. Für Mai 2020 war bereits eine Ausstellung auf dem Kirchberg geplant, die wegen der coronabedingten Einschränkungen nicht realisiert werden konnte. Fünf Jahre später kommen die Ikonen nun endlich auf den Kirchberg. „Suse Rieber hatte sehr gehofft, dass sie die Ausstellung noch erleben wird. Leider kam es anders“, so Sabine Bayreuther. „In der Vorbereitung spüren wir im Berneuchener Dienst deutlich die Verbindung und beschäftigen uns nochmals neu mit Josua Boeschs Ikonen und ihrer geistlichen Tiefe.“

Von besonderer Bedeutung für den Berneuchener Dienst ist Josua Boeschs Ikonen-Zyklus „Auferstehungsweg“. Die zweite Station dieses Zyklus ist die Grundlage für das Zeichen der Gemeinschaft. Die Ikonen des Auferstehungsweges laden zu einem spirituellen Weg ein. In der Meditation der Ikonen kreuzen sich der Weg des auferstandenen Christus mit dem Weg der Betrachtenden. Die Stationen laden ein zu tiefgehender Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen des Menschseins: Wer bin ich? Wer bin ich in den Augen Gottes? Was ist mein Auftrag, meine Berufung, mein Beitrag zu dieser Welt?

Josua Boeschs Theologie war geprägt durch Franz von Assisi und die Brüder von Taizé. Er war sein Leben lang auf der Suche nach einer gelebten Ökumene und der Versöhnung der Konfessionen. In der Verbindung seiner beiden Berufe und aus der Kontemplation heraus schuf er seine Ikonen aus Metall. Dafür verwendete er Silber und Gold, aber auch Kupfer und Messing. Wenn die Metalle im Feuer „dann gemeinsam eine neue Gestalt finden, ist das für mich ein Ausdruck von Auferstehung“, erzählte Boesch 2012 in einem Interview. So trägt auch die Kirchberger Ausstellung, wie eines der Bücher Boeschs, den Titel „Im Feuer geläutert“.

Gerade heute sprechen die Ikonen in ihrer modernen Formensprache unmittelbar zu den Menschen und lassen Glaubensthemen wie Auferstehung, Heilung, Nachfolge in einem neuen Licht erscheinen. Neben den Metall-Ikonen schuf Josua Boesch auch Wort-Ikonen sowie Übertragungen des Johannesevangeliums und der Psalmen in seine zürichdeutsche Muttersprache.

Josua Boesch ging es um Transparenz: Durch seine Ikonen soll für jene, die sich auf das Schauen einlassen, göttliche Wirklichkeit aufscheinen. Göttliche Wirklichkeit kann nach Josua Boeschs Einsicht nicht erkannt werden, ohne dass sich die Betrachtenden von Gott anrühren lässt. Von Gott angerührt zu werden, kann das Leben verändern, wie Josua Boesch in seiner eigenen Biografie erfahren hat. 1997 kehrte er aus Italien nach Zürich zurück, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte.

Gezeigt werden im Berneuchener Haus Kloster Kirchberg 21 einzelne Metall-Ikonen von Josua Boesch, dazu der Ikonen-Zyklus „Auferstehungsweg – via resurrectionis“, „Das leere Kreuz“ sowie eine Webarbeit von Katharina Schuppli, die mit Josua Boesch eine Künstlergemeinschaft bildete.

Die Ausstellung ist in der Kirchberger Elisabeth-Kapelle vom 6. bis 04. Mai zusehen. Die Öffnungszeiten sind werktags von 9:30-11:30 Uhr und 14:30-17:30 Uhr, sonn- und feiertags von 10:30-11:30 und 13:30-17:30 Uhr.

Die Vernissage findet am 4. Mai um 10.45 Uhr nach dem Gottesdienst statt. Den Einführungsvortrag hält Bruno Dörig, ein langjähriger Weggefährte von Josua Boesch. Als ehemaliger Verleger wurden in seinem Verlag die Schriften Josua Boeschs veröffentlicht.

Begleitend zur Ausstellung findet vom 11. bis 13. April eine Tagung zu Leben und Werk Josua Boesch auf dem Kirchberg statt. Bei der Tagung wird es darum gehen, den Mensch Josua Boesch und sein Werk besser kennenzulernen. Hierzu wird als Referent Reto Müller anwesend sein. Er ist ein langjähriger Wegbegleiter von Josua Boesch, der gemeinsam mit ihm im Eremo di Camaldoli gelebt hat. Er wird vor allem den theologischen und spirituellen Weg Josua Boesch nachzeichnen. Daneben wird der Meditation der Ikonen viel Raum gegeben.

Foto: Josua Boesch – Auferstehung des Judas/Friedensikone

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